Meine Meinung zu Tales of Symphonia: Dawn of the New World
Tales of Symphonia: Dawn of the New World, kurz DotNW, wird häufig in den Schatten seines Prequels gestellt. Auch zu gutem Grund. Viele betrachten es, als das schlechteste Spiel in der gesamten Reihe. Meine Meinung dazu ist: Es ist nicht das schlechteste. Obwohl im Laufe der Zeit sich meine Meinung über das Spiel stark verschlechtert hat, muss ich etwas anmerken. DotNW ist mein erstes Tales of-Spiel. Es hat mich in diese Reihe eingeführt. Und dafür werde ich diesem Spiel immer dankbar sein.
So, wie stehe ich zu diesem Titel? Bitte bedenkt, dass das meine eigene Meinung ist, die auch nicht spoilerfrei sein wird.
Story
Die Story… Es ist nicht die schlimmste in der Tales of-Reihe, so viel steht fest. Es gibt wirklich schlechtere Storys die richtige Pacing-Probleme haben.
Ist es die beste? Nein. Hauptsächlich ergänzt DotNW den Lore zwischen Symphonia und Phantasia. Dahingegen hat die Story einen guten Job erfüllt. Obwohl es genug Cringe-Momente gab, häufig ausgelöst durch Marta, hat mich die Story gefesselt. Das Spiel ist im Grunde genommen das kürzeste in der Reihe, fühlte sich aber nicht so an, weil eben die normale Fetch-Quest mit den Centurio-Kernen durch diverse andere Story-Elemente ausgesetzt wird.
Da es mein erstes Spiel in der Reihe war und außerdem mein ersten JRPG, kannte ich die gängigen Klischees nicht, wodurch die Plot Twists für mich wirkliche Plot Twists waren. Im Nachhinein betrachtet jedoch waren die Plot Twists sehr vorausschaubar wie in den meisten anderen Tales of-Spielen.
Was die Entwickler allerdings hätten einbauen können, wäre eine optionale Route gewesen, wo Zelos schon tot ist auf Grund seines Verrats in ToS. Ich meine, das wäre auch ganz interessant gewesen. Zelos hätte durch einen anderen Charakter ersetzt werden können, der so gut wie keine Screentime hat in DotNW und mein Lieblingscharakter von Symphonia ist. *hust* Yuan *hust* Oh, da kommt mir eine Idee für eine Fanfiktion auf…
Ein weiteres, aber kleines Manko ist, dass die meisten Centurios kein Design abgesehen von ihrem Kernzustand haben. Ich hätte wirklich gerne gesehen wie zum Beispiel Lumen oder Tonitrus aussieht. Aber nein, das ist nicht der Fall und, abgesehen von Ventus und Ifrit, haben alle anderen Centurios überhaupt keine Stimme.
Spielbare Charaktere
Zum ersten Mal werde ich ebenfalls einen nicht spielbaren Charakter mit reinnehmen, da dieser einen großen Einfluss hat und mein Lieblingscharakter von den neueren Helden geworden ist. Aber zuerst werde ich mich über einen gewissen Charakter äußern, den die meisten nicht mögen.
Emil hat eine gute Charakterentwicklung und er gehört zu einem meiner Lieblingscharakteren. Besonders das hin und her zwischen ihm und Ratatosk-Modus finde ich äußerst interessant. Emil wächst als Charakter. Und ich würde an ihm gar nichts ändern wollen. Er ist ein gut geschriebener Charakter… Anders als Marta.
Marta ist mein absoluter Hass-Charakter. Kein Charakter von der gesamten Tales of-Reihe hasse ich mehr als sie. Sie ist nervig und kann nur an Emil oder ihrem Vater denken. Ihr konstantes: „Oh Emil, ich hatte solche Angst, oh Emil, du bist mein Held, oh Emil, ich liebe dich!“ Argh! Ich fasse es nicht, dass die Entwickler solch einen Charakter kreiert haben. Sie ist noch schlimmer als Kor! Nur durch sie ist DotNW so weit unten bei mir. Nur durch sie! Ihre guten Charakterzüge werden einfach gedämpft durch ihre „Liebe“ zu Emil! Ich fasse es nicht. Jeder gute Moment wird eigentlich durch Marta zerstört! Und ich habe häufig genug in der Story geschrien, dass sie doch ihren Mund halten soll! Und noch etwas… Wie kann sie bitteschön Zauber einsetzen, wenn sie vermutlich kein Elfenblut hat? Viele behaupten, dass sie es ja wegen Ratatosk-Kern kann, aber dann muss ich folgendes fragen. Ihr Vater kann Zauber mehrerer Elemente einsetzen, obwohl dieser nur Solums-Kern an sich genommen hat. Wie kann er dann Zauber mehrerer Elemente wirken?
Ein Highlight für mich war Tenebrae. Ich mag sarkastische Charaktere. Aus diesem Grund mag ich sowohl Genis und Yuan als auch Yuri sehr. Sie können mich stundenlang unterhalten durch ihre Art. Durch Tenebrae wurde teilweise Martas Art ausgebremst und ich bin ihm wirklich dankbar dafür. Von allen Begleitern in der Tales of-Reihe denke ich, dass Tenebrae am besten integriert wurde. Er interagiert mit anderen Charakteren und gibt seinen Senf dazu. Auch sein Design finde ich mehr als interessant.
Wenn ich schon von andere Charaktere schreibe. Die alten Symphonia-Helden werden durch die Story gespaltet. Die, die von der Story profitieren und die, die von der Story degradiert wurden. Zum erstem zähle ich eigentlich: Lloyd, Raine, Genis, Regal, Sheena und Kratos.
Besonders Regal, der zu kurz gekommen ist in ToS, glänzt regelrecht in diesem Spiel. Er ist auch meiner Meinung nach derjenige, der am längsten Emil, Marta und Tenebrae begleitet. Seine Vergangenheit reicht immer noch in die Gegenwart und das wird auch präsent in ein paar Plaudereien. Sheena ebenfalls glänzt in diesem Spiel und ich mag ihre Beziehung zu Emil. Obwohl Raine und Genis eher kurz bei der Heldengruppe dabei sind, haben sie bei Weitem mehr Freiraum als Charaktere, da Lloyd nicht zu 95% der Fokus der gesamten Story ist.
Lloyd wurde viel zu stark in ToS bevorzugt, dadurch, dass er jetzt ein kleinerer Antagonist ist, kommt es ihm sehr zu gute. Ich mag eigentlich seine „Charakterentwicklung“ in DotNW. Nur durch das Spiel eigentlich begann ich Lloyd zu mögen. Als Antagonist eignet sich Lloyd sehr gut und ich kann sehen, dass er seinem Vater immer ähnlicher wird.
Wenn ich schon von Kratos spreche. Er ist quasi irrelevant und… um ehrlich zu sein. Ich bin froh darüber. Als Charakter mag ich Kratos eigentlich, aber in der Story selbst hätte er gar nichts zu suchen. Ich bin deshalb froh, dass er auf Derris-Kharlan ist und nur ein paar Mal erwähnt wurde. Außerdem, wie hätte er überhaupt zurückkommen können? Nur ein Gedanke…
Colette und Presea sind die einzigen aus der alten Heldengruppe, die story-technisch gesehen degradiert wurden. Colette ist mein Lieblingscharakter (zu mindestens von den spielbaren Charakteren). Sie hätte eigentlich konstant Emil, Marta und Tenebrae begleiten können. Es wäre besser gewesen für sie. Dann hätte man noch besser auf ihre „Freundschaft“ mit Marta eingehen können, anstelle, dass man einfach ihre Freundschaft mit Fingerschnipsen aktiviert.
Am härtesten hat es aber Presea getroffen. Sie trifft auf die Helden quasi in den letzten Spielstunden. Viele Ereignisse in der Story haben Presea gar nicht erreicht und sie hatte schon starke Probleme in ToS, dass der Fokus zu wenig auf sie gerichtet war. Hier kommt es mir so vor, als hätten die Entwickler folgendes gemerkt: „Oh verdammt, wir haben Presea vergessen! Schnell, wir müssen sie noch irgendwie einbauen! Irgendwie!“
Antagonisten
Die Antagonisten… sind eigentlich besser als in ToS. Wirklich… Alice und Decus sind hier die Highlights. Diese Antagonisten nehmen allen die Show, weil sie eben so gut sind und so gut ausgearbeitet wurden. Immer wenn sie da sind, genieße ich dieses Spiel. Ihr Hintergrund, ihre Persönlichkeiten… Man hätte das Spiel um diese zwei Charaktere machen sollen und nicht um Emil und Nervensäge Marta. Durch sie wird das Spiel um einiges besser.
Neutral stehe ich zu Brute, Hawk und Magnar. Alle drei sind für mich einfach nur da. Sie haben ihren Teil in der Story, aber letztere zwei kann ich nicht verstehen wieso sie überhaupt in den Vanguards sind. Aber hey, wenigstens besser als gewisse Halbelfen, die es im letzten Teil gab und teilweise getötet wurden bevor überhaupt die Hälfte des Spieles rum war. Brutes Motivation kann ich nicht verstehen. Weil die Auserwählte angeblich versagt hatte im letzten Spiel und dadurch seine Frau gestorben ist, will er die Sylvarant-Dynastie mit Hilfe von Richter wiederbeleben? Äh… Nein. Sorry, kein Verständnis.
Richter ist für mich der schlechteste Antagonist hier. Ich kann seine Motivation verstehen… Aber wäre es nicht besser gewesen, dass er der Held wäre in der Geschichte und nicht Emil und Marta? Die Geschichte versucht krampfhaft ihn als Helden darzustellen, da Ratatosk die Menschheit vernichten will wegen Mithos. Richter ist verschwendetes Potenzial für mich. Er wäre wirklich besser geeignet gewesen als Protagonist. Aber dann hätten wir ja keinen finalen Antagonisten… Man hätte ja Ratatosk in seiner Geist-Form nehmen können… Sag ja nur…
Kampfsystem
Meine Meinung zum Kampfsystem ist gemischt. Zum einen hätten wir die nicht vorhandene Möglichkeit zusätzliche Artes und Fertigkeiten zu erlernen und die teilweise Degradierung der alten Symphonia-Helden. Zum anderen hätten wir einen viel zu überpowerten Charakter namens Emil.
Ich fange einfach am besten Mal mit ihm an. Was mich persönlich bei Emil stört ist, dass er sehr gut balanciert ist. Er ist auch der einzige Charakter im gesamten Spiel, der Gegnern alle Elementarschäden zufügen kann. Er ist zudem ein sehr schneller Kämpfer und kann auch einiges einstecken. Wenn sich jemand sehr gut mit Emil auseinandergesetzt hat, dann kann er eine unzerstörbare Kraft werden, die ich bisher nur bei Ludger gesehen habe.
Marta hingegen ist ebenfalls eine sehr gute Kämpferin. Ich muss das aber fragen. Wieso hat sie Zauber? Statt Zauber hätte sie lieber Arkan-Artes haben können. Marta ist versiert in Einzelheilung, was mir nicht sonderlich viel ausmacht. Gruppenheilung gehört in Raines Sparte. Wenn ich schon einmal von den alten Helden spreche.
Das Kampfsystem spaltet die alten Helden in drei Kategorien: Die, die durch DotNW Vorteile erhalten, die die keine erhalten und die, die degradiert wurden. Dabei habe ich anzumerken, dass ich absolut kein Freund dieses Levelblocks bin. Dadurch werden die Helden absolut nutzlos in der Bonusdungeon und auch teilweise im letzten Bosskampf.
Meiner Meinung nach sind, die die Vorteile erhalten… Eigentlich nur Genis. Durch das Kampfsystem kann Genis sehr viele hohe Zauber einsetzen, die er in ToS nur durch Glitches erlernt hätte. Er kann jetzt Flutwelle, Explosion Grundschleuder usw. mit Prismaschwert „erlernen“.
Die, die keine Vorteile erhalten haben durch das Kampfsystem sind: Lloyd, Colette, Raine, Zelos und Regal. Dass Colette Engelsfedern nicht mehr einsetzen kann, ist halb so schlimm. Ich habe bei ihr eher auf Großkreuz oder Urteil gesetzt.
Die, die degradiert wurden sind: Sheena und Presea. Sheena hat ihre Beschwörungen verloren, wobei diese ein Teil ihres Kampfstiles war in der Vergangenheit. Wieso? Liegt es daran, dass Sheena zu überpowert wird mit den Beschwörungen? Ich glaube nicht. Hatten die Entwickler keine Zeit die Beschwörungen einzuarbeiten? Ich glaube schon. Bei Presea ist es der Fall, dass sie bei Weitem langsamer wurde durch das Kampfsystem. Presea war auch die stärkste in der Gruppe in ToS. Dank Emil ist sie leider zu stark degradiert worden.
Auch Artes und manche Zauber wirken nicht mehr so eindrucksvoll wie in ToS. Vermutlich liegt das teilweise am Kamera-Winkel, der irgendwie doch nicht so gut wirkt. Neuere Artes sehen dahingegen super aus. Man kann ganz genau die Bewegungsabläufe für die Artes sehen. Trotzdem… Zelos Lichtspeerkanone ist schlimm. Er springt einfach in die Luft und ein paar Wirbel erscheinen um ihn herum, ehe er sein Schwert in die Luft streckt…
Pluspunkt erntet das Kampfsystem mit der Varietät der Monster. Kein Monster sieht Copy-und-Paste aus. Ja, es gibt ähnlich aussehende Monster, z.B. die ganze Chirpee-Familie oder auch die Wehrdrachen-Familie… Aber ansonsten kann ich mich nicht beschweren. Das „Fangen“ der Monster sehe ich eher neutral. Es ist ein nettes Feature und macht DotNW für mich einzigartig. Ergänzt es die alten Helden? Nein.
Weltenaufbau
Viel kann man hier nicht schreiben. Die Welt ist quasi die wiedervereinte Welt von Sylvarant und Tethe’alla. Ein Wehmutstropfen ist jedoch, dass ein paar Ortschaften aus ToS nicht besucht werden können, obwohl man diese auf der Weltkarte sehen kann. Ich würde gerne wissen wie Ozette jetzt aussieht oder was die Elfen in Heimdall so machen, nachdem der Turm des Heils auf sie hinabgestürzt ist. Man kann auch diese Ortschaften nicht besuchen, da man die Weltkarte nicht aktiv bereisen kann.
Ratatosk und die Centurios sind eine nette Ergänzung zum Lore von Aseria. Am Ende dieses Spiels wird auch einiges erklärt, was zwischen Symphonia und Phantasia passiert ist, abgesehen von Celsius‘ Abwesenheit in letzterem.
Audio
Viele Tracks wurden eigentlich aus dem Prequel genommen. Jedoch muss ich auch anmerken, dass ein paar neue, relativ gute Soundtracks dabei sind. Besonders Ratatosks Theme hat es mir angetan und ich kann die rohe Wut des Beschwörungsgeistes nur durch diesen Theme erspüren. Richters Theme finde ich allerdings äußerst unpassend zum Charakter.
Dass einige Charaktere neue Synchronsprecher haben, hat mich nicht sonderlich gestört. Lloyds neuer Synchronsprecher hat einen guten Job gemacht, ihn zu synchronisieren. Lloyd hört sich bei Weitem erwachsener an. Ich denke mit dem, was Lloyd durchgemacht hat nach den Ereignissen von ToS, ist es nur passend, dass er ruhiger klingt.
Eine andere gute Synchronisation hat Emil. Emil hat, meiner Meinung nach, die beste Synchro erhalten. Jonny Yong Bosch hat eine sehr gute Arbeit geleistet mit Emil und seinem Ratatosk-Modus. Er hat es geschafft Emils Gefühlslage wiederzugeben und ich habe seine Stimme sehr genossen.
Sonstiges
Meiner Meinung nach hat DotNW die besten Plaudereien überhaupt in der Reihe. Die Plaudereien zeigen das beste von jedem Charakter (abgesehen von Marta). Häufig genug habe ich einfach gelacht, weil die Plaudereien so witzig waren. Die Charaktere haben innerhalb der Plaudereien quasi ihren Senf zu jeder Situation dazugegeben. Auch, dass die Plaudereien-Bilder sich aktiv bewegen, finde ich schön. Dadurch kommt wirklich Bewegung rein.
Der neue Art-Style ist da so eine Sache… Dieser ist teilweise katastrophal! Die alten Symphonia-Helden sehen teilweise schrecklich aus. Besonders Lloyd, Colette, Raine und Presea. Der neue Art-Style passt nicht zu ihnen. Hätten sie nicht einfach ihnen neue Outfits geben können wie bei Regal? Besonders das viele Rot bei Lloyd stört. Man hätte da einfach schlichtere Kleidung nehmen können, die vielleicht ein bisschen von Kratos‘ Stil inspiriert wurden.
Symbolisch hätte Colette andere Kleidung tragen können. Oder man hätte einfach ihre Haare kürzen können! Ihre Haare sehen schrecklich aus in diesem Spiel. Bei Raine und Presea ist es der Fall, dass ihre Kleidung nur im ToS-Art-Style wirken. In anderen Medien sehen ihre Kleidungen wie ein Modeunfall aus.
Fazit
Dieses Spiel wäre vermutlich bei Weitem besser, gäbe es bestimmte Sachen nicht. Darunter fallen der Levelblock der alten Helden und Marta. Durch sie wurde das Spiel eigentlich so schlimm für mich. Trotzdem mag ich Dawn of the New World einigermaßen. Hat es ein paar Probleme vom Prequel gelöst? Ja. Hat es neue erschaffen? Ja. Aber dadurch, dass es mein erstes Tales of war, habe ich es liebgewonnen. Es wird nie mein absoluter Liebling werden, aber es ist um einiges besser als andere Spiele der Reihe.
DotNW wird nie das Wasser reichen können von ToS. Dafür ist es schlichtweg zu schlecht. Aber ich langweile mich nicht beim Spielen und das ist das Wichtigste neben den Weltenaufbau und den Charakteren.
Story: 4/5 Sterne
Charaktere: 3/5 Sterne
Antagonisten: 3/5 Sterne
Kampfsystem: 3/5 Sterne
Weltenaufbau: 3/5 Sterne
Audio: 4/5 Sterne
Sonstiges: 3/5
Insgesamt: 23/35 Sterne